INTERVIEW MIT FRANCOIS CHALET
Wie lange kennst du schon das ITFS und wie bist du mit dem Festival verbunden?
Ich kenne das Festival seit etwa zehn Jahren. Es ist das wichtigste Festival in Europa zusammen mit Annecy, und so komme ich regelmäßig, um die neuesten Filme zu schauen und verzaubert wieder in die Schweiz zurück zu gehen.
Du warst ja schon häufig beim ITFS zu Gast! Wie nimmst du das Festival wahr?
Im Gegensatz zum Animationsfestival Fantoche in der Schweiz in Baden, wo eine familiäre Stimmung herrscht, erscheint mir das ITFS eher groß und weitläufig. Man kann gut in den Menschenmassen unter- und woanders wiederauftauchen. Im Café le Théatre trifft man sich dann mit dem harten Kern der Animationsbranche. Der Schlossplatz ist ideal, um auch mal die Sterne am Himmel beobachten zu können und die Augen fallen zu lassen.
Wie bist du auf die Idee zu dem Trailer gekommen?
Ich hatte für die Vorbereitung zu meinem Unterricht an der Hochschule Luzern die zwölf Prinzipien der Animation revidiert und musste wieder einmal feststellen, wie wenig ich sie eigentlich beherrsche. So dachte ich, wäre es sinnvoll, wieder einmal das Augenmerk auf die Grundlagen der Animation zu lenken. Beim Trailer geht es um den „Bouncing Ball“, „Squash and Stretch“, „Exaggeration“, „Expressions“, Scheitern, Reduktion und Grundformen, natürlich „à la sauce“ Chalet. Auch wollte ich unbedingt einen Moment lang das Abtauchen in eine andere Welt und das Vergessen unseres Alltags thematisieren: Das Licht im Film geht plötzlich an und der Saal wird durch die Umkehrung des Bildes augenblicklich erleuchtet. Wir sehen unseren Nachbarn im Kino neben uns sitzen, und wollen möglichst schnell wieder in die Magie der Animation eintauchen. Michael Fakesch habe ich als Avatar im virtuellen Club des ITFS vor einem Jahr vor seinem DJ Auftritt angesprochen und ihn gefragt, ob er Lust hätte die Musik dazu entwickeln.
Der Trailer ist sehr reduziert und auch der Einsatz von Farbe ist auf ein Minimum reduziert. Welche Absicht und Aussage stehen dahinter?
Meine ganze Arbeit basiert auf Reduktion. Ich gehe immer von den Grundformen aus und bin überzeugt, dass man mit wenig viel erzählen kann, so wie man mit viel wenig erzählen kann. Zur nicht gestellten Frage, wieso 2D statt 3D, antworte ich, dass etwas nicht unbedingt mehr Tiefe hat, wenn es dreidimensional ist. Im Trailer versuche ich Raum frei zu lassen, damit das Publikum ihn mit seinen Erfahrungen und Geschichten füllen kann. Ein Trailer soll ja auch auffallen. Die Ausgangslage ist eine Zeit, wo alles übermäßig bunt und überladen ist. Mein Vorschlag ist schwarzweiß und wenig Striche. „Black is Back!“ ist auch eine Ode an das Kino, das wir endlich wieder zurück haben nach dem Pandemie Jahr 2020.
Was oder wer hat dich beeinflusst?
Schweizer Grafik, Grapus, Norman McLaren, Michel Gondry, Mathematik, Dick und Doof, Scacciapensieri, Lotte Reiniger, Felix Valloton, Tom und das Erdbeermarmeladebrot mit Honig, Michael Fakesch, Bauhaus, Pierre Soulages, Mummenschanz, La Linea, Yukimasa Okumura, Illustrator, CC Animate, Lovely die Kuh (Milchwerbung Swissmilk), Roman Signer, Hans Richter, Emil Cohl, Louis de Funés, Monty Python, Gaston Lagaffe, Oskar Fischinger, Roman Cieslewicz, Henryk Tomaszewski, Winsor McCay und viele mehr.