Die Zeiten sind düster! Die Logik des Krieges, des Militärischen und der Auslöschung dominiert die Öffentlichkeit. Auch das Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart (ITFS) ist vom Krieg in der Ukraine tangiert! Unser Herz blutet! Wir sind nicht neutral! Wir verurteilen den brutalen Angriffskrieg Russlands gegen einen souveränen Staat aufs Schärfste! Die unmenschlichen Attacken auf Zivilisten, auf Krankenhäuser, auf Kinder, Flüchtende und Unschuldige sind unerträglich und dürfen in keiner Weise hingenommen werden!

 

Beim ITFS gibt es aufgrund der langjährigen Geschichte der Partnerschaften und Kooperationen sehr gute Kontakte in die Ukraine und nach Russland, was sich auch beim diesjährigen Festival niederschlägt. Bis zur Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 gab es mit dem Krok Festival ein wunderbares ukrainisch-russisches Event für die Animationskultur! Heute können wir sehen, dass sich sehr viele russische Animationsfilmer*innen – trotz der massiven Repressionen – sehr deutlich vom Krieg in der Ukraine distanziert haben – mit allen persönlichen Konsequenzen. Diesen mutigen Personen gilt auch unser Dank!

 

Gleichzeitig sehen wir die verständliche Wut der Ukrainer*innen und den zunehmenden Hass, der angesichts der vielen Toten, der Vergewaltigungen und weiterem der Zivilbevölkerung zugefügten Leides mehr als verständlich ist. Auch das ITFS wird von ukrainischen Filmemacher*innen massiv gedrängt, russische Filme aus dem Programm zu nehmen! Dieser Wunsch ist nachvollziehbar. Gleichzeitig kennen wir sehr viele russische Künstler*innen und Animationsfilmer*innen, die kritisch sind und eine wichtige Stimme in Russland gegen den Krieg und die russischen Aggressoren darstellen! Wir sind davon überzeugt, dass ein Land wie Russland nur von innen heraus verändert werden kann. Deshalb fällt es uns schwer, russische Filme aus dem Programm zu nehmen, da es sich bei den Kreativen um langjährige Partner*innen und Freund*innen handelt. Viele russischen Produzent*innen haben auf unseren Wunsch hin die staatlichen Logos und Abzeichen aus ihren Filmen genommen. Dafür sind wir sehr dankbar.

 

Gleichzeitig sind wir mit der Situation konfrontiert, dass ukrainische Filmemacher*innen ihre Filme aus dem Programm nehmen, falls russische Filme gezeigt werden. Für uns ist diese Sichtweise zu undifferenziert und auch strategisch falsch! Unserer Meinung nach sollte jede kritische Stimme, jede Form der Opposition in Russland gestärkt und nicht pauschal verdammt werden! Aber das ist die Logik des Krieges, der sich scheinbar momentan kaum jemand entziehen kann.

 

Wir sind in diesem Krieg nicht neutral, sondern ganz klar auf der Seite des geschundenen ukrainischen Volkes, das mit – darauf deuten alle Fakten hin – einem Genozid konfrontiert ist, der im 21. Jahrhundert für nicht mehr möglich gehalten wurde! Deshalb haben wir uns schweren Herzens und mit vielen Zweifeln entschieden, die russischen Filme aus dem offiziellen Programm zu nehmen, insoweit dies technisch noch möglich war.

 

Zusätzlich versuchen wir unsere Solidarität mit der Ukraine durch die Präsentation des Sonderprogramms „Ukraine Benefit: Animation by Linoleum“ auf dem Open Air-Kino des ITFS (Freitag, 6. Mai, 18:30 Uhr) und auf OnlineFestival.ITFS.de sowie mit der Beteiligung bei der Ausstellung „Artists Support Ukraine“ (28. April bis 8. Mai im VAUND in der Schulstraße 17, Galerie-Ebene) Ausdruck zu verleihen!

 

Wir können nur hoffen, dass irgendwann auf Hass Versöhnung folgt, wie dies zwischen Frankreich und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg möglich war! Wir können nur hoffen, dass dieser sinnlose und monströse Krieg sehr bald ein Ende findet!

 

Dieter Krauß, Prof. Ulrich Wegenast, Andrea Bauer