Mit der großen Preisverleihung im Gloria 1 sind am Sonntagabend, 05. Mai sechs Festivaltage erfolgreich zu Ende gegangen. Der Gewinner des Grand Prix, der Preis für den besten animierten Kurzfilm, heißt „Bloeistraat 11“ von Nienke Deutz. Rund 80.000 Filmfans zog es in die Kinos, in die GameZone, in zahlreiche Sondervorstellungen und trotz überwiegend schlechtem Wetter mit winterlichen Temperaturen zum Open Air auf dem Schlossplatz.

Das 26. Festival stand ganz im Zeichen von Europa: Schon bei der Eröffnung am 30. April feierte der Trickfilm für Europa „Ode“ von Shadi Adib seine Premiere und lief anschließend täglich auf der großen Open-Air-Leinwand. Die  Kinosäle waren in diesem Jahr besonders gut gefüllt – der erste Festivaltag konnte schon rund doppelt so viele Zuschauer anlocken als vergangenes Jahr.

Geschäftsführer Ulrich Wegenast: „Das ITFS hat mehr denn je gezeigt, dass es nicht nur ein zentraler Ort für technologische Innovation und Filmkunst ist, sondern ein Festival, das die unterschiedlichsten Menschen und Positionen zusammenbringt, um Animation und Demokratie zu feiern – genau so wie wir uns Europa vorstellen!“

Geschäftsführer Dieter Krauß: „Es ist erneut gelungen, die internationale Animationswelt in Stuttgart zusammenzubringen und die Landeshauptstadt mit den vielen Gästen aus der ganzen Welt in diesen sechs Tagen spürbar und sichtbar zu verändern und zusätzlich lebendiger zu machen.“

Neben dem vielfältigen Filmprogramm mit Kurz- und Langfilmen für Erwachsene und Kinder, In Persona-Präsentationen renommierterer Filmemacher und Schul- und Studiopräsentationen zeigte die GameZone im Kunstgebäude die neuesten Games-Entwicklungen. Am Freitag und Samstag präsentierte die Düsseldorfer Band Der Plan in zwei Konzerten, wie Animationen für künstlerische Bühnenbilder genutzt werden können. Branchenvertreter konnten sich außerdem über die neuesten Businessmodelle für Animation und die Verbindung von Animation, Technologie und Popkultur informieren. Einer von vielen Höhepunkten war der Animationsprecherpreis mit den Nominierten Aylin Tezel, Nellie Thalbach und Otto Waalkes sowie Bernd Kohlhepp, Dodokay und Eric Gauthier im Renitenztheater.

In den 14 Wettbewerben wurden zahlreiche Preise vergeben: Neben dem Grand Prix, der automatisch für die Longlist der Oscars qualifiziert, wurden Auszeichnungen der Wettbewerbe Young Animation, Tricks for Kids, AniMovie – Langfilm, Deutscher Animationsdrehbuchpreis, Germany’s Next Animation Talent, Animated Games Award, Trickstar Business Award, Arab Animation Forum und Crazy Horse Session – 48h Animation Jam vergeben. Otto Waalkes konnte eine Trickstar-Trophäe als bester Deutscher Animationssprecher im Film „Der Grinch“ mit nach Hause nehmen.

Das nächste Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart findet vom 05. bis 10. Mai 2020 statt.

 

Die Gewinner:    

Grand Prix

Großer Animationsfilmpreis des Landes Baden-Württemberg und der Stadt Stuttgart in Höhe von 15.000 €

 

„Bloeistraat 11“

Regie: Nienke Deutz

Belgien, Niederlande 2018

Produktion: Lunanime

 

Jurybegründung:

„Die Geschichte der Freundschaft zweier Mädchen nimmt uns auf die Reise in unsere eigene Kindheit mit und lässt uns beinahe körperlich noch einmal unsere Erinnerungen durchleben. Durch den außergewöhnlichen Umgang mit Animationstechniken, die einen wesentlichen Teil des Storytelling bilden, sowie dem feinfühligen Design erzeugt die Regisseurin eine Gefühlsnähe, die wir alle nachempfinden können. Durch seine Reinheit und Ehrlichkeit schafft der Film eine magische Atmosphäre, die nur Kino im besten Sinne erreichen kann.“

 

Special Mention:

 

„I’m going out for cigarettes“ („Je sors acheter des cigarettes“)

Regie: Osman Cerfon

Frankreich 2018

Produzent: Pierre Baussaron, Emmanuel-Alain Raynal

 

Lotte Reiniger Förderpreis für Animationsfilm

Der Preis für den besten Abschlussfilm in Höhe von 10.000 €, gestiftet von der MFG Filmförderung Baden-Württemberg

 

„Animals”

Regie: Tue Sanggaard

Dänemark 2019

Produktion: The Animation Workshop

 

Jurybegründung:

„Wir befinden uns in der Beobachtung eines sozialen Szenarios, die uns dazu drängt, uns dem zugrundeliegenden animalischen Verhalten zu stellen, das unseren Alltag in einer kontrollierten, zivilisierten Umgebung herausfordert.

Das lebendige Charakter-Design und die Animation tragen zu dieser genauen Analyse urzeitlicher, menschlicher Instinkte bei.“

 

SWR Publikumspreis

In Höhe von 6.000 €, gestiftet vom SWR

 

„Mind my mind“

Regie: Floor Adams

Niederlande, Belgien 2019

Produktion: CinéTé filmproduktie, Fabrique Fantastique, Curious Wolf

 

Young Animation

Der Preis für den besten Studentenfilm in Höhe von 2.500 €, gestiftet von der LFK Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg und der MFG Filmförderung Baden-Württemberg

 

„Sounds good“

Regie: Sander Joon

Estland 2018

Produzent: Priit Pärn, Olga Pärn

 

Jurybegründung:

„Kunstausstellungen, Pilze und Boom Operating sind eine einzigartige inhaltliche Kombination, selbst für Animation. Sounds Good erkundet diese unterrepräsentierten Themen spielerisch und experimentell. Der Film verbindet eine faszinierende rhythmische Ton- und Bildmontage mit unkonventionellen Perspektiven und einem reduzierten grafischen Stil und Farbschema. Sounds good. Looks good. Feels good, too.”

 

Special Mention:

 

„It’s wet!“ (Ça mouille!! )

Regie: Alexis Godard, Nan Huang

Frankreich 2018

Produzent : Alexis Godard, Nan Huang

 

AniMovie

Der Preis für den besten Animations-Langfilm

 

„Mirai No Mirai“ (Mirai – Das Mädchen aus der Zukunft)

Regie: Mamoru Hosoda

Japan 2018

Produzenten: Yuichiro Saito, Takuya Ito, Yuichi Adachi, Genki Kawamura, Nozomu Takahashi

Studio Chizu

 

Jurybegründung:

„Wir haben den Film „Mirai – Das Mädchen aus der Zukunft“ ausgewählt. Es hat uns begeistert, von den Filmemachern in dieses Zuhause eingeladen zu werden und zu sehen, wie diese Familie zusammenwächst. Der Film lässt uns Zuschauer die tiefe und menschliche Verbindung mit denen, die vor uns da waren, verstehen.“

 

FANtastischer Preis

Der FANtastische Preis ist dotiert mit 1.000 €. Gestiftet von der Animation Family, den treuesten Fans des ITFS

 

“Bear with me”

Regie & Produzent: Daphna Awadish

Niederlande 2018

 

Jurybegründung:

„Es sind die kleinen Dinge, die zählen. Der gemeinsame Alltag, Rituale am Abend, der Spaziergang am See. Diese kleinen Dinge sind unendlich wertvoll, vor allem, wenn sie nicht die Normalität sind. Unser Gewinnerfilm erzählt diese kleinen Geschichten, untermalt im wahrsten Sinn die Erfahrungen von Migranten und besticht nicht zuletzt durch die Erkenntnis, dass dort Heimat ist, wo das Herz schlägt. Wir freuen uns, „Bear with me“ mit dem FAN-tastischen Preis auszuzeichnen und Daphna Awadish in die Animation Family aufzunehmen!“

 

Tricks For Kids:

Der Preis für den besten animierten Kurzfilm für Kinder in Höhe von 4.000 €, gestiftet von Studio 100 Media | m4e

 

„The Kite“ (Sarkan)

Regie: Martin Smatana

Tschechien, Slowakei 2018

Produktion: Bfilm

 

Jurybegründung:

„… weil er wunderschön ist. Uns hat gefallen, wie das Thema Älterwerden und Sterben dargestellt wurde. Der Film war zwar traurig, aber er macht auch Mut und zeigt, dass geliebte Menschen uns nie so richtig verlassen, sondern durch unserer Erinnerung weiterleben… vielleicht über den Wolken, vielleicht mit einem Drachen.

 

Deutscher Animationsdrehbuchpreis

Der Preis für das beste deutschsprachige Drehbuch für einen Animationskinofilm in Höhe von 2.500 €, gestiftet vom Animation Media Cluster Region Stuttgart

 

„Aisha’s Light“ von Xavier Romero und Llorenç Español

 

Aus der Jurybegründung:

„Aisha ist eine begnadete Feuerwerk-Künstlerin, und genauso ist auch die Jury vom „Feuerwerk“ der beiden

Autoren begeistert gewesen.“

 

Deutscher Animationssprecherpreis

Der Preis für den/die beste/n Sprecher/in in einem Animations-Langfilm

 

Otto Waalkes in “Der Grinch”

 

Jurybegründung:

„Otto Waalkes gibt dem Grinch, der Weihnachten abgrundtief hasst, eine eigene Seele. Dabei wechselt Otto virtuos zwischen bösartigem Humor und tieftraurigem Gefühl. Auch bei mehrfachem Anschauen berührt den Zuschauer die unendliche Einsamkeit des Grinch – und das liegt weniger am Aussehen des schmerbauchigen Protagonisten mit grünem Fell, sondern an der einfühlsamen Stimme von Otto. Oft erwartet man bei Animationsfilmen ein Feuerwerk an Gags und überwältigende Bilder – und das hat „Der Grinch“ durchaus zu bieten –, doch hier werden Dank Ottos Sprachkunst ganz universelle und grundsätzliche Fragen von Gemeinschaft und Zusammenleben gestellt, die uns in letzter Zeit zunehmend abhandengekommen ist.“

 

Germany’s Next Animation Talent

Preis für ein kreatives und innovatives Projekt mit Nominierten- und Preisgeldern in Höhe von insgesamt 35.000 €, gestiftet von Studio 100 Media GmbH | m4e AG

 

„Juli auf dem Zauberberg“ von Elisabeth Jakobi

 

Jurybegründung:

„ ‚Juli auf dem Zauberberg‘ steckt nicht nur voller witziger Details und interessanter Bildfindungen, sondern zieht uns in den Bann, weil die Serie zugleich realitätsnah und realitätsfern ist! Das ist umso erstaunlicher, da die obskuren Protagonisten auf gar keinen Fall etwas mit dem familiären Umfeld der Autorin Elisabeth Jakobi zu tun haben! Der visuelle Stil, die ersten Skribbles und Moods lassen das internationale Potential von „Juli auf dem Zauberberg“ erahnen, obwohl das Thema und die geschaffene Lebenswelt die Blaupause für jede deutsche Patchwork-Familie sein könnten! Durch den hintersinnigen Humor, die teils irrwitzigen Handlungsstränge und das trollige Personal wirkt das Serienprojekt niemals belehrend oder einschläfernd. An jeder Ecke finden sich neue Abenteuer und Überraschungen, die nicht nur Kinder faszinieren. Wenn dann im Laufe der Serie auch noch en passant die Spinnenphobie der Hauptprotagonistin Juli überwunden wird, hat das noch einen wundersamen pädagogischen Nebeneffekt. Aber auch das wäre wie alles in „Juli auf dem Zauberberg“ reiner Zufall!“

 

Trickstar Business Award

Der Preis zeichnet innovative Geschäftsmodelle im Animationsbereich aus und ist mit 7.500 € dotiert, gestiftet vom Verband Region Stuttgart

 

“CoboStories” von Copenhagen Bombay

Aus der Jurybegründung:

„Wir bewundern besonders die Mission von CoboStories, ein gesellschaftlich relevantes Thema anzugehen, indem wir Kindern einen spielerischen Zugang zu digitalen Medien bieten, der die Kreativität durch eine einzigartige Kombination von digitalen und physischen Werkzeugen fördert.“

 

Special Mention: “Smosh Mosh“ von Kinky Udders

 

Animated Games Award Germany

Preis für das beste und innovativste animationsbasierte Computerspiel aus Deutschland in Höhe von 5.000 €, gestiftet von der MFG Baden-Württemberg

 

„Trüberbrook“ (Entwickler: btf GmbH, Florian Köhne, Publisher: Headup GmbH)

Special Mention: „The Longing“ von Studio Seufz GbR und Anselm Pyta

 

Jurybegründung:

„Der Innovationsgrad der Gestaltung ist überragend. Die warmen, handgemachten Kulissen laden zum Erkunden und Verweilen ein. Vor allem die handwerkliche Qualität der verwendeten Kulissen macht Trüberbrook zu *der* Spieleerscheinung des Jahres.“

 

Arab Animation Forum Pitching Award

 

„Traitors of the Eyes“ von Abdelrahman Dnewar und Saad Dnewar

 

Jurybegründung:

„Traitors of the Eyes“ ist eine Geschichte über Verlust, Identität und Geheimnisse, eine persönliche und doch universelle Erforschung, die viel über Familien auf der ganzen Welt aussagt. Es verwendet eine starke Symbolik, um eine bewegende Botschaft zu vermitteln. Wir wissen, wie herausfordernd das für die Schöpfer sein wird, aber wir vertrauen darauf, dass ihre Geschichte erzählt werden muss.“

 

Crazy Horse Session – 48h Jam

 

Team China (ZiYi Jin, ZiQian Zhao) mit ihrem Film „Horse“.

Special Mention: Team Libanon (Noura Kabbani, Louay Daoust) mit ihrem Film “TR1-X1“.

 

Jurybegründung:

„Alle Filme des diesjährigen Wettbewerbs sind gleichermaßen beeindruckend und es ist immer schade, dass es nur einen Gewinner geben kann. Zunächst  möchten wir Noura und Louay aus dem Libanon und ihren Film „TR1-X1“ lobend erwähnen. Der diesjährige Gewinnerbeitrag stammt von dem Team aus Beijing, China. Der Film vereint eine starke Geschichte mit künstlerischem Talent. In der limitierten Zeit haben die beiden eine inhaltlich stimmige Arbeit mit herausragenden Animationen  erschaffen. Das Ergebnis hebt sich durch seine Cinematografie, sein Timing und die schöne Erzählweise ab. Herzlichen Glückwunsch an Jin und Zhao!“

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