Interview mit Merlin Flügel
Wie lange kennst du das Interationale Trickfilm-Festival Stuttgart (ITFS) bereits und wie bist du mit dem Festival verbunden? Was bedeutet es für dich?
Das ITFS begleitet mich als Filmemacher schon eine ganze Weile. Hier hatte ich in der Vergangenheit schon einige meiner Kurzfilme vorstellen können. Ich habe mich sehr gefreut den diesjährigen Trailer für die Jubiläumsausgabe des ITFS gestalten und realisieren zu dürfen.
Wie bist du auf die Idee zum Trailer gekommen?
Dieses Spannungsfeld aus Chaos und Ordnung macht für mich ein Festival aus und dieses Gefühl wollte ich in meinem Trailer aufgreifen. Gerade der animierte Kurzfilm ist so vielseitig, dass man sich als Zuschauer*in eines Kurzfilm-Programms innerhalb kürzester Zeit auf ganz viele verschiedene Ideen einlassen muss. Emotional ist das häufig ein Schleudergang der Gefühle. Das kann überfordernd sein, manchmal begeistern, manchmal ist man überrollt vom Chaos. Das macht für mich den Kurzfilm als Kunstform so transformativ und spannend.
Welche Botschaft steckt hinter dem Motiv der Murmelbahn?
Die Murmelbahn unterliegt gewissen Regeln und folgt einer bestimmten Laufbahn. Doch der eigentliche Spaß beginnt erst, wenn unvorhergesehene Dinge passieren. Wenn Kugeln entgleisen und die Bahn ein Eigenleben entwickelt. Dieses spielerische Chaos in der Ordnung fand ich interessant und übertragen auf ein Festival passend.
Das diesjährige Motto des Festivals ist „Animation connects“.
Wie verbindet deiner Meinung nach Animation Menschen miteinander?
Im Trailer geht es für mich auch darum, sich mitreißen zu lassen und sich auf etwas Neues einzulassen. Animation ist für mich ein Medium, das keiner bestimmten Altersklasse oder sonstigen Spezifikation zuzuordnen ist. Animation ist sehr durchlässig und kann ein diverses Publikum erreichen. Als jemand der Animationsfilme produziert, bringt mich Animation auf jeden Fall immer mit anderen Menschen zusammen, weil es selbst in der kleinsten Produktion meistens den Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen Menschen braucht.
Was oder wer hat dich beeinflusst und inspiriert dich?
Filme wie „The Holy Mountain“ von Jodorowsky oder „Stalker“ von Tarkowski sind so visionär und vieldeutig in der Erzählung und den Bildern, dass ich auch nach Jahren immer wieder neue Aspekte entdecke, die mich als Filmemacher irgendwie inspirieren. Abseits der Filmwelt ist es häufig Musik, die mich in einen guten Modus für Ideen bringt.
Für den Trailer hatte ich die große Freude mit dem Musiker und Sound Designer Michael Fakesch zusammen zu arbeiten. Ich bin großer Fan seiner Arbeit und der Austausch war wirklich toll. Viele Ideen und Situationen auf der Bildebene sind schlussendlich auch durch die Musik inspiriert worden.
Das ITFS feiert 2023 sein 30. Jubiläum. Was wünschst du dem Festival für die Zukunft?
Das ITFS ist mit seinen 30 Ausgaben natürlich eine Institution in der Animationsszene und als diese ein großer Treffpunkt für alle Animations-Interessierten und Macher*innen. Ich wünsche dem ITFS, dass es trotz seiner Größe und Tradition, das eigentlich progressive im Film nicht aus den Augen verliert und sich auch in Zukunft offen hält, neue Wege zu gehen.